Kurze Palmbacher Ortschronik
Palmbach ist eine Neugründung der Waldenser. Die Siedler stammten aus der Ortschaft La Balme im Pragelatal, das zum Kirchbezirk Villaret gehörte. Die Waldenser kamen aus der Schweiz, wo sie für kurze Zeit Unterschlupf gefunden hatten, über die Landgrafschaft Hessen - Darmstadt (1698 - 1701), heute: Mörfelden-Walldorf, in das damals württembergische Grünwettersbach. Auf Vorschlag von Vogt Greber von Maulbronn, der ein Herz für die Vertriebenen hatte, erhielten sie am 4. Februar 1701 von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg die Erlaubnis, sich in seinem Land anzusiedeln. Man wies ihnen 360 Morgen verwildertes Ackerland, Wiesen und ein paar kleine Waldstücke zwischen Grünwettersbach und Stupferich sowie Langensteinbach zu.
Grünwettersbach lag damals in einer kleinen württembergischen Exklave im Badischen und gehörte zum Oberamt Neuenbürg. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Pfälzischen Erbfolgekrieg hatte das Dorf, das 1630 noch 80 Bürger zählte, nur noch 30 Einwohner, das ebenfalls württembergische Dorf Untermutschelbach noch neun. 35 meist arme Waldenserfamilien kamen in der neuen Heimat an. 28 von ihnen wurden Grünwettersbach zugeteilt, wo sie in Erinnerung an ihre alte Heimat die neue Siedlung La Balme, später auch Balmbach geschrieben, gründeten. Die übrigen Familien fanden in Untermutschelbach eine Bleibe. 1806 wurden Grünwettersbach und auch Palmbach badisch. Im Jahre 1720 zogen aus Palmbach zwölf und aus Untermutschelbach sieben Familien fort; ihr Ziel war die Gegend von Königsberg in Preußen.
Das erste Gotteshaus in Palmbach war ein Heines Holzkirchlein, das 1725 unter Pfarrer Jacques Resplandin, der 1720 die Pfarrei übernommen hatte, erbaut wurde. 180 Jahre lang diente es den Waldenserfamilien für ihren Gottesdienst. Dann wurde ein Neubau notwendig, der 1906 mit dem roten Sandstein aus heimischen Steinbrüchen Grünwettersbachs und Palmbachs errichtet wurde.
Aus dem alten Holzkirchlein stammen die an die Waldenserzeit erinnernden großen Holztafeln rechts und links des Altars in der heutigen Palmbacher Kirche. Auf der einen Tafel stehen die Zehn Gebote in französischer Sprache. Die Übersetzung der anderen Tafel lautet: ,,Die Kirche ist erbaut worden durch den Beistand Gottes und unter der Huld und Hilfe Seiner Hoheit, dem Herzog von Württemberg, der Generalstaaten [der Niederlande] sowie der evangelischen Kantone der Schweiz, unter der Präfektur des Herrn Friedrich Binder, Vogt von Neuenbürg. Am 11. Juli 1725 wurde die Weihe der Fundamente vollzogen, am folgenden 25. November fand die Weihe des Tempels statt ..." Über dem Kirchenportal befindet sich das alte Lux Iucet in tenebris und über der Empore das bunte Glasfenster zur Erinnerung an die Kämpfe um die Waldensertäler.
Bis etwa 1810 bediente man sich in beiden Ortschaften der französischen Sprache, und bis 1821 versorgte der Pfarrer von Palmbach auch die Waldenser in Untermutschelbach.
Die ältesten Kirchenbücher, die im Pfarramt Palmbach aufbewahrt sind, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Außer der Kirche, dem Rathaus und der Schule sind keine wichtigen historischen Bauten mehr vorhanden. Eine Henri-Arnaud-Straße und die Waldenserstraße erinnern an die Waldenser. Festveranstaltungen und Gedenktage zur waldensischen Geschichte gab es 1951,1985 und 1988. Unterlagen sind im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und im Generallandesarchiv Karlsruhe vorhanden. In Stuttgart befindet sich ein kostbares Dokument: eine Liste der im Jahre 1701 eingewanderten Waldenser; die La Balme gründeten.
Palmbach ist nicht mehr selbständig. Im Zuge der Gemeindereform schlossen sich Grünwettersbach und Palmbach am 1. Januar 1972 zur Gemeinde Wettersbach zusammen. Am 1. Januar 1975 erfolgte die Eingemeindung nach Karlsruhe. Palmbach hat heute 1.800 Einwohner. Als Höhendorf zwischen Alb- und Pfinztal liegt es im Naherholungsgebiet der Stadt Karlsruhe.
(Quelle: Buch "Dreihundert Jahre Waldenser in Deutschland", Ausgabe 1999)